QM tut gut: Wie sich Architekten und Ingenieure wieder aufs Wesentliche konzentrieren können

Die sieben Verschwendungsarten in Bauplanungsbüros (6) | GeeMco Götz Müller Consulting

Overproduction (Überproduktion)

Die Gefahr zur Überproduktion besteht immer dann, wenn sich die Produktion nicht am Bedarf der Kunden orientiert (auch interner Kunden). Oft entsteht Überproduktion durch einen falsch verstandenen Effizienzbegriff, der sich an der Ressourceneffizienz (Maschinen und Menschen) orientiert, statt an der Flusseffizienz (zeitoptimierter Durchlauf von Gütern und Dienstleistungen oder auch Menschen, sofern diese Gegenstand der Leistungserbringung sind).

 

Überproduktion resultiert in der Regel auch in den Verschwendungsarten Lagerung (der zu viel produzierten Güter), Transport ins Lager und Bewegung aufgrund der notwendigen Durchführung oder Begleitung der Transporte.

 

Im Bürobereich sind die Übergänge von Überbearbeitung zu Überproduktion fließend, weil es sich oft im Ergebnis um keine physischen Produkte handelt, bei denen die Aspekte Lagerung, Transport und Bewegung offensichtlicher zu Tage treten. Deshalb ist es im Büroumfeld besonders wichtig, ein Auge für diese und andere Verschwendungsarten zu entwickeln, auch weil die überflüssigen Tätigkeiten selbst oft nur temporärer Natur sind und kein physisches Ergebnis hinterlassen, anhand derer die Verschwendung zumindest nachträglich festgestellt und beim nächsten Mal abgestellt werden kann.

 

Die Doppelarbeit ist dabei ein klassischer Vertreter. Im Grunde ist es dabei egal, in welche Verschwendungsart sie einsortiert wird, so lange sie als solche festgestellt und dann eliminiert wird. Gemeinsame Workshops mit allen Beteiligten zur Erstellung von Prozessdiagrammen (als Schwimmbahnmodelle) oder Wertstromdiagrammen haben den nützlichen Nebeneffekt, genau solche Doppelarbeit aufzudecken, weil die TeilnehmerInnen die Chance haben, den Gesamtprozess über die eigenen Tätigkeiten und Beiträge hinaus zu sehen.

 

Überproduktion von Informationen kann auch bedeuten, dass ein Dokument zu detailliert ausgeführt wird, zu viele oder irrelevante Informationen enthalten. Auch hier kann das Kano-Modell helfen, die Informationen zu klassifizieren. Insbesondere bei Zusatzleistungen besteht die Gefahr, dass hier beim Kunden eine Erwartungshaltung aufgebaut wird, die unter Umständen in einer späteren Situation nicht erfüllt werden kann, weil die Leistung nicht in einem definierten Prozess entstanden ist. Daraus kann dann in der Folge sogar Enttäuschung und Unzufriedenheit entstehen. Was dann wiederum durch zusätzlichen Aufwand kompensiert werden muss, der aber vom Kunden nicht vergütet wird.

 

Gleichzeitig kann sich Überproduktion im Zusammenhang mit Informationen auch dadurch ausdrücken, dass die Menschen von einer Informationsflut überschwemmt werden, die für ihre tägliche Arbeit in der Form gar nicht notwendig ist. Über die CC-Unsitte hatte ich in einem früheren Beitrag dieser Serie schon gesprochen.

 

Überproduktion im Zusammenhang mit Informationen muss also nicht bedeuten, dass zu viele Informationen produziert werden, sondern dass zu viele Informationen an den falschen Stellen verfügbar gemacht wird, oft weil dieser Bereitstellungsvorgang an sich keine wirklich erkennbaren Kosten verursacht, die Folgen aber nicht bedacht und beachtet werden.

 


 

Götz Müller ist Ingenieur, Berater, Redner, Autor, Blogger und Podcaster Götz Müller ist Ingenieur, Berater, Redner, Autor, Blogger und Podcaster

Götz Müller

ist Ingenieur, Berater, Redner, Autor (NLP in der Lean-Praxis – Menschlich-soziale Erfolgsfaktoren für Lean, KVP & Co; Co-Autor weiterer Bücher), Blogger und Podcaster (Kaizen2go). Er beschäftigt sich schon seit 1998 mit Prozessoptimierung in unterschiedlichen Bereichen (Entwicklung, Produktion, Werkstatt, Baustellen und Verwaltung) und Branchen (Industrie, Dienstleistung, Baugewerbe und Handwerk) auf Basis von Lean und Six Sigma.

 

Als Berater ist er Ansprechpartner für die Geschäftsführung, Coach für Führungskräfte und Trainer für Mitarbeiter auf allen operativen Ebenen. Ihm liegt nicht nur der methodische Einsatz der Prozessoptimierung am Herzen, sondern auch die menschlichen, kulturellen und historischen Hintergründe und Grundlagen.

 

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