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Herausforderungen der Unternehmensnachfolge in einem sich eintrübenden Gesamtmarktumfeld | ECKHOLD CONSULTANTS GmbH

Dipl.-Volkswirt Andreas Langner, ECKHOLD CONSULTANTS

Herausforderungen der Unternehmensnachfolge in einem sich eintrübenden Gesamtmarktumfeld

Nachdem sich die gesamtwirtschaftliche Lage bis in den Herbst 2022 noch deutlich erholt hatte, schrumpft die deutsche Wirtschaft aufgrund einer schwächelnden Nachfrage seit Ende des vergangenen Jahres, was prognostiziert im Gesamtjahr 2023 zu einer Stagnation oder sogar einem Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Leistung führen wird, so zumindest die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute. Insbesondere der Anstieg der Inflationsraten auf im Euroraum historischen Höchstständen belastet die Konsum- und Baukonjunktur aufgrund einer sinkenden Kaufkraft und erheblich gestiegener Finanzierungskosten in Folge stark ansteigender Zinsen. Somit besteht die Befürchtung, dass insbesondere die Baubranche, welche über viele Jahre von der anhaltenden Niedrigzinspolitik der Zentralbank profitieren konnte, besonders stark in Mitleidenschaft geraten könnte. Das positive Gesamtmarktumfeld der Vergangenheit verkehrt sich nun in das Gegenteil.   

Gemäß dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie klagte Anfang 2023 bereits jedes vierte Bauunternehmen über Auftragsmangel aufgrund der abflauenden Auftragslage im Vorjahr. Auch der VBI berichtet von einer angespannten Lage. Besonders stark sind die Aufträge im Wohnungsbau in Folge der stark rückläufigen Baugenehmigungen eingebrochen – Investoren halten sich zunehmend zurück. Dieser Trend wird sich gemäß den Branchenverbänden 2023 fortsetzten. Insgesamt ergibt sich für Unternehmensnachfolger gegenwärtig somit ein diffuses Gesamtbild im Hinblick auf die schwer einschätzbaren Zukunftsaussichten, die bei einem beabsichtigten Einstieg in ein Planungsbüro natürlich eine entscheidende, große Rolle spielen.

Die Herausforderungen für Planungsbüros

Die bisherigen Ausführungen zur gegenwärtigen Veränderung der gesamtwirtschaftlichen Lage, welche aller Voraussicht nach anhalten wird, kann für Unternehmensnachfolgeprozesse Auswirkungen insbesondere in drei Bereichen nach sich ziehen:

  1. Die Finanzierungskosten für die Übernehmer steigen aufgrund des anziehenden Zinsniveaus.
  2. Unternehmenswerte und daraus hergeleitete Kaufpreise können sinken, da auch die Basiszinssätze für Unternehmensbewertungen steigen und eine schlechtere Ertragsaussicht unmittelbar den Ertragswert des Unternehmens beeinflusst.
  3. Der Pool an Nachfolgekandidaten kann schrumpfen, da risikoaverse Nachfolger, welche im Rahmen einer positiven Gesamtmarktsituation noch zum Sprung in die unternehmerische Selbständigkeit bereit waren, nun wegfallen.

Bezüglich dieser drei Aspekte können die Auswirkungen des starken Zinsanstieges am klarsten benannte werden. Waren Zinsaufwendungen im Rahmen von Kaufpreisfinanzierungen vor gut einem Jahr noch unwesentlich für die Entscheidungsfindung im Rahmen von Nachfolgeprozessen, haben sich die Zinsen seitdem – bspw. im Rahmen von KfW-Unternehmerkrediten – teils verdreifacht, was Auswirkungen auf jede Kaufpreisfinanzierung mit Fremdmitteln hat. Der Anstieg der Leitzinsen wirkt sich auch auf die Basiszinssätze für Unternehmensbewertungen nach dem Ertragswertfahren aus (bspw. gemäß IDW S 1), welche Anfang 2022 noch bei 0,1 % lagen und bis April 2023 bereits auf 2,25 % hochgeschnellt sind – Tendenz steigend. Da die prognostizierten Erträge im Zuge von Unternehmensbewertungen mit einem unternehmensspezifischen Zinssatz abdiskontiert werden, in welchen immer auch der Basiszins mit einfließt, sinkt unter ansonsten gleichen Umständen der Unternehmenswert; somit auch, wenn sich die Ertragsaussichten gar nicht verändert haben. Hierdurch können die zuvor erwähnten erhöhten Finanzierungskosten aus Sicht des Übernehmers teilweise kompensiert werden. Sollten sich darüber hinaus die Ertragsaussichten ebenfalls verschlechtert haben, weil das Planungsbüro in einem Bauherrensegment tätig ist, welches stark unter dem Rückgang der Baukonjunktur leidet, wird dies ebenfalls negativen Einfluss auf den Unternehmenswert haben, auch wenn die gegenwärtige Auftragssituation, durch laufende Projekte aus der Vergangenheit noch gesichert sein mag. Kaufinteressenten und Nachfolgekandidaten werden insbesondere die langfristige Unternehmensentwicklung hinterfragen und im Rahmen von Verhandlungen kaufpreismindernd ins Feld führen; umgekehrt können Büroinhaber, welche mit der unsicheren Gesamtsituation konfrontiert sind, zu der Entscheidung kommen, die beabsichtigte Nachfolge vorerst gänzlich auf Eis zu legen.

Die Unternehmensnachfolge sollte jedoch grundsätzlich aus Sicht der Übergeber sowie der Übernehmer ein strategisch länger angelegter Prozess sein. Wenn es sich beim Planungsbüro somit um ein gut aufgestelltes Unternehmen handelt, ist ein sich verschlechterndes Marktumfeld im Zuge der Nachfolge durchaus zu berücksichtigen, jedoch stellt dies kein Abbruchkriterium dar.

Aus Sicht des oder der Büroinhaber

erfolgt die angestrebte Nachfolge in der Regel aus Altersgründen. Gehen nun durch Abwarten weitere Jahre verloren, verschlechtern sich die Handlungsalternativen zumeist und der Druck, später eine ggf. schlechtere Lösung zu finden, nimmt zu. Darüber hinaus ist gegenwärtig nicht absehbar, dass sich das Gesamtmarktumfeld in naher Zukunft deutlich verbessert, vielmehr ist absehbar, dass sich das Vorkrisenniveau in naher Zukunft nicht wieder einstellen wird.  Die Tatsache, dass das besonders gute Umfeld – begünstigt durch die lange Niedrigzinsphase und die damit einhergehende florierende Baukonjunktur – für die eigene Nachfolge verpasst wurde, darf für zukünftige Entscheidungen keine Rolle spielen – also: forget about missed opportunities.

Aus Sicht von Unternehmensnachfolgern,

welche unter Umständen das optimale Alter sowie die Voraussetzungen haben, ist ein Hinauszögern auf unbestimmte Zeit ebenfalls nicht ratsam, wenn die Möglichkeit in ein gut aufgestelltes Unternehmen einzusteigen gegeben ist. Der Zeitpunkt, bis zu dem ein Sprung in die Selbständigkeit noch ratsam ist, kann verpasst werden.   

Trotzdem muss der neuen Lage Rechnung getragen werden. Hierfür bieten sich entsprechende Lösungsansätze an (s.a.: Finanzierung der Unternehmensnachfolge im Planungsbüro – die Möglichkeiten der Kaufpreisgestaltung):

  • Verkauf zunächst einer kleineren Tranche
  • Mischfinanzierung der Kaufpreisgestaltung
  • Variabilisierung des Kaufpreises

Um mit dem Nachfolgeprozess zunächst beginnen zu können, kann Einigung dahingehend erzielt werden, dass zunächst nur eine kleine Anteilstranche veräußert wird. Die Risiken und finanziellen Auswirkungen werden hierdurch für alle Beteiligten reduziert, auf den Start in die Selbständigkeit und der dazugehörigen Außenwirkung hat dies keinen Einfluss. Fällt die Tranche unter 10 %, ist i.d.R. kein Zugriff auf geförderte Darlehen (bspw. KfW) mehr möglich. In diesem Fall kann auf eine Mischfinanzierung (Hausbank + Übergeber) zurückgegriffen werden, in welcher der Büroinhaber selbst ein Darlehen über die Kaufpreiszahlung gewährt, was faktisch zu einer geregelten Kaufpreisstundung zu einem angemessenen, d.h. drittüblichen Zins führt. Können sich die am Nachfolgeprozess Beteiligten aufgrund zu großer Unsicherheiten in keiner Weise auf eine Prognose der zukünftigen Unternehmensentwicklung einigen, kann eine Kaufpreiszahlung in eine feste und eine variable Komponente unterteilt werden, wobei die variable Komponente von zu erreichenden zukünftigen Zielen (Targets) abhängt. Die Zielerreichungskriterien müssen hierbei einen fairen Ausgleich zwischen den Interessen der Übergeber sowie Übernehmer berücksichtigen.

Als Fazit

kann festgehalten werden, dass sich das Umfeld für Unternehmensnachfolgen zwar ändert und sehr wahrscheinlich verschlechtert hat, dies aber kein Grund sein sollte, eine lange intendierte oder bereits angestoßene Nachfolgelösung vor sich herzuschieben oder gar abzubrechen. Der Nachfolgeprozess muss vielmehr an die neuen Gegebenheiten angepasst werden.

Dipl.-Volkswirt Andreas Langner, ECKHOLD CONSULTANTSDipl.-Volkswirt Andreas Langner, Geschäftsführer ECKHOLD CONSULTANTS


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