Die eierlegende Wollmilchsau der Büro- und Projektmanagement-Software für Bauplanungsbüros…
gibt es leider nicht. Das ist eine Haupt-Erkenntnis des ersten BPMS-Erfahrungsaustauschs vom QualitätsVerbund Planer am Bau. 60 Teilnehmende tauschten sich am 18. September 2024 online aus, wo den Planenden „der Schuh drückt“.
„Was sind die wesentlichen Gründe für Ihre heutige Teilnahme?“ ergab:
- 75%: Allgemeiner Austausch zu Erfahrungen anderer Büros mit Büro-Software
- 63%: Austausch wegen möglichem Software-Wechsel
- 35%: Tipps & Tricks anderer Anwender zu unserer Software
Gefragt waren aber auch Anregungen zum Vorantreiben von Eigenentwicklungen (u.a. Low-Code-Plattform NINOX, MS Dynamics) oder „gemeinschaftlich Druck auf die Software-Hersteller“ ausüben zu können. Allgemein sind die Büros insbesondere mit dem Service/Support der „etablierten“ Hersteller unzufrieden – immer mehr automatisierte Ticket-Systeme statt persönlicher Betreuung bei gleichzeitig teilweise extremen Kostensteigerungen.
Vielen Büros fehlen auch in der Praxis benötigte Module (z.B. Aufgabenverwaltung, Personalverwaltung, Abrechnung) oder sie sind von der Modul-Vielfalt und Unübersichtlichkeit überfordert. Insbesondere bei den Mitarbeitenden, die sich ja nicht „hauptberuflich“ mit der Software-Bedienung beschäftigen, seien zeitweise Unsicherheiten festzustellen, ob/wie Daten übertragen würden. Eine gewisse IT-Affinität bis hin zu festen Programmierern sei für die eigentliche Arbeit – die Planung – immer mehr erforderlich.
Immerhin hätten auch die „Platzhirsche“ inzwischen „Anwender-Arbeitskreise“ installiert, um von ihren Kunden lernen zu können.
„Jüngere“ Systeme erfüllen Anforderung teilweise besser
Eine gewisse Zufriedenheit war mit den „jüngeren“ Programmen, z.B. Projo oder ingo365, zu erkennen, wenngleich hier die hohen Kosten auf der Minus-Seite in die Waagschale geworfen wurden. „Unsere Bauleiter sind begeistert, wie selbsterklärend die App ist“, so ein Projo-Anwender. Interessant, dass insbesondere Projo einer der ersten Hersteller gewesen sei, der Anwender-Tage eingeführt hat. Das liegt möglicherweise an den verwendeten neuen Technologien inkl. Cloud-Anwendungen.
Umfassende Marktübersicht fehlt, aber…
Dipl.-Ing. Bernd Klimes von der INNIUS DÖ GmbH aus Dresden berichtete von seinem längeren Auswahlprozess, für den eigens ein Pflichtenheft mit einer aktuellen Marktübersicht und einer Checkliste für Auswahlkriterien erstellt wurde. Das Büro hatte sich dann „knapp“ für Weise-Control entschieden. PBP Planungsbüro professionell veröffentlicht einen Beitrag dazu (Ausgabe 4/2023, ID 49183782). Das IWW-Institut hatte in der Vergangenheit einen Software-Vergleich geführt, aufgrund der Markt-Dynamik und fehlender Expert:innen aber nicht mehr weiterführen können.
Ein Erfa-Teilnehmer brachte zusätzlich zu den bereits bekannten Lösungen das Schweizer Softwarehaus Vertec ins Spiel, die einen durchgängigen CRM- & ERP-Workflow für Dienstleistungsunternehmen ermöglichten.
Anwender-Erfahrungsaustausch soll fortgesetzt werden
Die „eierlegende Wollmilchsau“ konnte dieser erste Erfahrungsaustausch nicht liefern, das war auch weder zu erwarten gewesen noch ohne vertieftes Experten-Wissen möglich. Ein weiterer allgemeiner Austausch der Anwender untereinander über die Marktentwicklung, eine Arbeitsgruppe für das Thema Eigenentwicklungen oder zur IT-Strategie (über Controlling-/Bürosoftware hinaus) wurde aber befürwortet.
Weitere Praxis-Erfahrungsaustausche in Vorbereitung
Als weitere Themen für (Online-) Erfahrungsaustausche wurden VgV-Austausch, Personalmanagement, leistungsspezifische Austausche (z.B. Tragwerksplanung oder TGA) sowie zur (kaufmännisch, administrativen, strategischen) Büroleitung genannt. Solche Angebote sollen nun in Kooperation mit Dr.-Ing. Knut Marhold, der bereits mehrere „Live-„ ERFA-Kreise für Planer am Bau durchführt, aufgebaut werden. Weitere Interessenten können sich daher gerne an den QualitätsVerbund Planer am Bau wenden.