QM tut gut: Wie sich Architekten und Ingenieure wieder aufs Wesentliche konzentrieren können

Wie viel WebSite benötigen kleine Planungsbüros?

Benötigen (kleine) Architektur- und Ingenieurbüros eine eigene WebSite?

Eine eigene Website gehört zu den Mindeststandards einer Unternehmens-Präsentation – auch für Planungsbüros. Aber sorgt ein aufwendig gestalteter Internetauftritt insbesondere bei kleinen Unternehmen für Profit?

Eine Frage, der Visable, der "Nachfolger" von Wer-liefert-was in einem Beitrag nachgeht:

Digitalisierung ja, aber nicht als Selbstzweck

Viele Aussagen über den Digitalisierungsfortschritt der deutschen Wirtschaft weisen den gleichen Grundtenor auf: Beim Mittelstand herrscht großer Nachholbedarf oder Mangel. Gegenüber den Robotern einer Automobilfertigungshalle wirkt eine tüchtige mittelständische Schreinerei in der Tat extrem rückständig. Ein leichtes Schmunzeln ist angebracht, wenn Medien und Politiker den Begriff der Digitalisierung wie eine Arznei gegen angebliche Rückständigkeit ins Feld führen. Muss ein mittelständisches Unternehmen tatsächlich um seine Zukunft fürchten, wenn es nicht schnellstens alle Hebel in Bewegung setzt, um irgendwie digitaler zu werden?

Ähnliche Tendenzen, dem Mittelstand stets ein großes Hinterherhinken beim digitalen globalen Spiel zu attestieren, gibt es schon bei der kleinsten digitalen Pflichtübung – der Website. 28 % der kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) in Deutschland verfügen laut SIINDA Landscape Study 2018 des Branchenverbands SIINDA über keinen eigenen Internetauftritt. Es gibt einen guten Grund für diese Lage. Denn einen regelrechten „Auftritt“ auf der großen Bühne des World Wide Web können sich viele kleine Betriebe nicht leisten. Dabei geht es nicht nur um die Kosten. Viele Kleinunternehmen scheuen die Aussicht, sich mit möglichst originellen oder nützlichen Inhalten der Öffentlichkeit zu präsentieren. Insbesondere Bauplanungsbüros tun sich oft schwer, nicht zuletzt aufgrund Geheimhaltungsverpflichtungen gegenüber ihren Bauherren. Aber ist der große eigene Internetauftritt überhaupt nötig?

Eine Website muss zum Geschäftsmodell passen

Anders als Unternehmen, deren Geschäftsmodell von vorneherein im E-Business verankert ist, steuern insbesondere Planungsbüros ihre Umsätze nicht über die eigene Website. Und wenn das nicht der Fall ist, erscheint es noch weniger sinnvoll, die eigene Website mit zusätzlichen Funktionen und Inhalten zu überfrachten.

In den Anfangsjahren des Internets galt es noch als schick und imageträchtig, eine Website mit sehr viel grafischem Beiwerk, bewegten Bildern und Flash-Animationen auszustatten. Natürlich sollte eine Website auch heute noch ansprechend gestaltet sein und einen professionellen Eindruck hinterlassen. Allerdings sind die Zeiten, in denen Einkäufer und Endverbraucher sich in verspielten Animationen geduldig mit der Philosophie eines Unternehmens auseinandersetzen, längst vorbei.

Reichweite wichtiger als eigener Web-Auftritt

Für KMUs mit kleinen Marketingbudgets kommt es darauf an, mit ihrem Angebot eine optimale Reichweite zu erzielen. Die eigene Website ist eher so etwas wie die mögliche Endstation statt Ausgangspunkt einer erfolgreichen Produkt- bzw. Leistungssuche, auf der dann spezielle technische Informationen, Anwendungsbeispiele und besondere Serviceleistungen dargestellt sind. Die eigene Website sollte dann tatsächlich vorrangig dafür genutzt werden, selbstbewusst und kundenorientiert das Unternehmen, die Leistungen und die Serviceleistungen darzustellen.

Wie viel Website benötigen kleine Betriebe, um wettbewerbsfähig zu sein?

Bezogen auf eine Website kann es kaum das Ziel eines KMU sein, im Internet Schritt zu halten mit dem, was Verbraucher- und Branchenportale leisten. Zudem ist nicht gewährleistet, dass die großen Suchmaschinen die erstellten Inhalte mit einem Top-Ranking auf der Ergebnisliste belohnen. Doch auch kleine Unternehmen können Suchmaschinenmarketing (SEM) erfolgreich für sich nutzen.

Weniger Website, aber nicht weniger Marketing

Wenn die eigene Website eine wichtige strategische Rolle für das Geschäftsmodell spielt, sollte sie den Zielgruppen einen optimalen Nutzwert bieten. Dann gehört die laufende (nicht unbedingt tagesaktuelle) Pflege der WebSite im Rahmen des Marketings zu den Kernaufgaben des Unternehmens.

Wer seine Website lediglich als digitale Pflichterfüllung betrachtet, sollte sie einfach und übersichtlich gestalten. Dann ist weniger tatsächlich mehr. Um im Web besser gefunden zu werden, gibt es zahlreiche Alternativen zur eigenen, aufwendigen Website, z.B. Branchenkataloge oder die sozialen Medien.

Website für KMU: Dos and Don‘ts

Abschließend eine kleine Übersicht, was Sie beim Internetauftritt Ihres Unternehmens berücksichtigen und vermeiden sollten.

Unternehmenswebsite: Was es zu beachten gilt

  • Klare Struktur: Die Seite muss klar und übersichtlich gestaltet sein, jeder Besucher sollte sich sofort zurechtfinden – und idealerweise gern etwas länger bleiben.
  • Verständliche Texte: Die nötigen Infos kurz, prägnant und immer verständlich vermitteln.
  • Angebot und Leistungen: Die eigenen Leistungen mit allen wichtigen Infos präsentieren – selbstbewusst und kundenorientiert, nicht „fach-chinesisch“.
  • Regelmäßige Pflege: Eine veraltete Internetseite wirkt unprofessionell und schreckt ab. Wenn es keine regelmäßigen neuen Inhalte gibt, muss auf Aktualität der vorhandenen geachtet werden.
  • Mobil: „Mobile first“ ist schon ein alter Hut. Aber noch einmal zur Erinnerung: Die WebSite sollte von Anfang an für Smartphones und Tablets optimiert sein.
  • „Über uns“: Kurze und prägnante Vorstellung des eigenen Unternehmens. In diesem Zusammenhang auch an die Impressumspflicht denken!
  • „Kontakt“: Auch wenn Bauplanungsleistungen kaum online verkauft werden können – Anschrift, Telefonnummer und gegebenenfalls einzelne Ansprechpartner mitsamt E-Mail-Adresse sind zur Kontaktaufnahme unentbehrlich!

Unternehmenswebsite: Was Sie vermeiden sollten

  • Zu viel Interaktion & Grafik: Lange Ladezeiten aufgrund unnötig aufwendiger Grafiken schrecken Besucher ab. Gleiches gilt für nutzlose Klick-Spielchen.
  • Blog: Ja, ein eigener Blog kann interessant, unterhaltsam und sogar lehrreich sein – aber nur, wenn er regelmäßig neue Inhalte bekommt, die auch noch eine gute Schreibe verlangen. Im Zweifel lieber darauf verzichten.
  • Bilder aus dem Netz: Vorsicht bei der Verwendung von Fotos! Jedes Bild ist urheberrechtlich geschützt – auch die aus kostenlosen Datenbanken. Also immer auf die Angabe von Copyrights achten oder gleich eigene Fotos nutzen.

 


nullmarketingINGenieur Dr.-Ing. Knut Marhold ist freier Unternehmer-Berater für Marketing, Werbung und Auftragsförderung - spezialisiert auf Architektur- und Ingenieurbüros sowie Bauunternehmen. Als Mit-Initiator des QualitätsStandards Planer am Bau bietet er Mitgliedern im QualitätsVerbund Sonderkonditionen für seine Beratungsleistungen.

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